Samstag, 11. Juni 2011

Jobhunting

Es ist mal wieder Wochenteilungsfest und irgendwas muss heute passieren. Ich habe also mit meinem Zimmerkollegen Tim bereits gestern beschlossen auf Jobsuche entlang des Stuart Highway, etwas außerhalb, zu gehen. Kurz nach neun machten wir uns also vom Hostel aus auf Jobjagd. Etwa 15 km außerhalb von Darwin beginnen wir unseren Trip. Die nächsten 4 Stunden sahen dann mehr oder weniger so aus. Tür auf, rein in den Laden: „Hallo wir haben Darwin vor wenigen Tagen erreicht und sind auf der Suche nach einem Job?!“ „Habt ihr irgendwelche Qualifikationen?“ „Nein, gerade erst die Schule beendet!“ „Sorry, wir suchen im Moment niemanden“ Tür auf, raus aus dem Laden und das Ganze geht von vorne los. Ich kann euch sagen: Dit macht Laune. Ab und an trifft man auf Australier, die einem mehr oder weniger wertvolle Tipps geben, selbst nochmal einen Bekannten anrufen, ob er noch jemanden braucht, oder einem die Gelben Seiten von Darwin aushändigen mit ein paar Ratschlägen. Aber so wirklich jemand brauchen, tut niemand. Kurz vor Ende unseres Ausflugs, ruft eine Firma an und fragt, ob wir Donnerstag ab 8:30 Zeit hätten.“Ja, wir haben!“ Also morgen 8:30 auf der Albatross Street bei Fusion. Die große Preisfrage lautet nun? Wer oder was zum Henker ist Fusion?! Also auf jeden Fall eine der Firmen bei der wir heute mal kurz zu Besuch waren. Wir beschließen die Adresse später im Internet herauszusuchen und erst mal ins Hostel zu fahren und in den Pool zu springen. Was ein Gefühl! Mittagessen gibt es dann bei dem großen, gelben „M“. Gefolgt von einem Besuch in der Library. Gegen 16:30 Uhr klingelt mein Handy. Am anderen Ende der Leitung meldet sich der Besitzer des türkischen Restaurants. Ob ich heute Zeit habe, will er wissen. Ich überlege kurz (nochmal als Türke verkleidet durch die Stadt rennen?! Einen Affen habe ich schließlich auch noch nicht, der mein Erscheinungsbild authentischer wirken ließe!) Ich beschließe, dass ich Zeit habe. Ich erläutere kurz, dass ich aber etwa 40 Minuten brauche, da ich erst ins Hostel muss um meine Arbeitskleidung zu holen. Also schnell die Mitchell Street runter zum Hostel, Sachen einpacken, Mitchell Street wieder hoch und um Punkt 17 Uhr betrete ich das Restaurant. Ich soll heute Tellerwaschen, lautet die kurze wie etwas unfreundliche Begrüßung. Alles klar, Guten Tag erst einmal. Ich frage mich, warum ich quer durch die Stadt geeilt bin, um meine Sachen zu holen, wenn ich Teller waschen soll?! Ich stelle meine Sachen in die Ecke und versuche mir einen kurzen Überblick über das Chaos in der Küche zu verschaffen. Zwei Schnellspüler, zwei Waschbecken, ein Schwamm und drei Handtücher. Da weiter Anweisungen auf sich warten lassen, frage ich vorsichtig nach weiteren Details. Wie funktionieren die Spülmaschinen? Wo kommen die Teller/Messer/Gabeln/Löffel/Gläser hin?
Wo das Geschirr seinen Platz hat ist schnell geklärt. Die Frage nach der Bedienung der Geräte scheint da schon komplizierter zu sein. Zuerst soll ich das dreckige Geschirr einräumen und die Tür schließen. Danke, soweit war ich auch schon! „Was ich dann noch wissen wolle?“ „Den Zauberspruch, damit die Maschine auch läuft, vielleicht“. Nachdem sich mein Chef, der auch Koch ist und dessen Name ich ich mir nicht merken kann, weshalb ich ihn jetzt einfach mal Achmed nenne, eine gefühlte Ewigkeit mit seiner Spülmaschine auseinandergesetzt hat, gibt er mir dann, wie gewohnt, Anweisungen in Stichpunkten. Die Aussage, dass ich auch ganze Sätze verstehe, verkneife ich mir. Also fange ich an das ganze dreckige Geschirr sauber zu machen. Den größten Teil von Hand, da die Maschinen den Dreck auf den Tellern nur gleichmäßig verteilen kann, anstatt ihn zu beseitigen. Die drei Handtuchfetzen, die mit zur Verfügung stehen, sind dann auch sehr schnell, sehr nass und ich erkundige mich nach frischen Handtüchern. Aber diese Frage scheint zu kompliziert zu sein. Ich versuche noch einmal - in Stichpunkten - zu erläutern, wo das Problem liegt. Ich solle die Handtücher nehmen, die dort liegen. (Also jene, die bereits nass sind) Alles klar! Dann gibt es halt keine trockenen Teller mehr. Das Ganze widerstrebt mir schon ziemlich, denn halbnasse Teller sind jetzt nicht so wirklich das gelbe vom Ei. Als dann auch der dritte Koch kommt, versuche ich mein Glück erneut. Und; siehe da: Ein ganzer Karton voller, trockener Handtücher. Was ein Glück. Die nächsten Stunden bin ich dann nur damit beschäftigt irgendwelche Dinge zu spülen und ab zu trocknen. Ein toller Job.....nicht. Es ist, Gott sei Dank, Mittwoch und dem entsprechend nicht so viel los. Es herrscht also keine allzu große Hektik. Es ist bereits 21 Uhr und ich versuche mich damit bei Laune zu halten, mir im Hostel nach Feierabend eine kühle Coke am Automaten zu ziehen. Das funktioniert eigentlich auch ganz gut. Während ich dann so am spülen bin, ziehe ich im Spülwasser ein Küchenmesser durch den Lappen......irgendwas stimmt nicht. Sauberer Schnitt. Eine schöne tiefe Schnittwunde im rechten Daumen, die natürlich wie sau blutet. Auf meine Frage, ob es hier einen Erste-Hilfe-Kasten gibt, reagiert niemand. Ich wiederhole die Frage etwas genervt. Der zweite Koch kommt zu mir und meint ich solle ihm folgen. Er setzt sich im Hinterhof auf eine Stuhl, macht seine Zigarette an und sagt, ich solle mich kurz relaxen. Ich setzt mich und zeige ihm meinen Daumen, den ich bin dahin im Mund hielt, um nicht alles voll zu tropfen. Diese Geste verstand er prompt, stand auf, ging zurück in die Küche und holte eine Tasche, auf der „First Aid“ stand. Freundlicherweise öffnete er diese auch, nachdem ich vergeblich versucht hatte, sie mit einer Hand zu öffnen. Bei dem was ich dann sah, wusste ich nicht so genau, ob ich lachen oder weinen sollte. Der Inhalt dieser Tasche bestand aus lauter Tabletten und sage und schreibe 1 (in Worten: einem) Pflaster. Ich fragte vorsichtig, ob er noch eine weitere habe. Er schaute mich an und gab mir das Pflaster. Alles klar. Ich nahm es und klebte es auf. Das das nicht reicht, war ihm nicht so klar. In meinem Rucksack hatte ich noch ein ganze Pflasterpackung und so bastelte ich mir aus Pflastern und etwas Papier einen kleinen „Druckverband“. Er erfüllte seinen Zweck, zumindest temporär. Ich überlegte kurz, ob es sinnvoll ist weiter zu arbeiten. Ich kam zu dem Entschluss, dass es mit einer offenen Wunde, weder sinnvoll für das Spülwasser ist, noch für meine Wunde. Dies teilte ich dann auch meinem Chef mit. Er war allerdings anderer Meinung und machte einen riesen Aufstand, was mir denn einfallen würde jetzt gehen zu wollen. Vollkommen angenervt verließ ich das Restaurant und machte mich auf den Weg zurück ins Hostel. Ich wusste nicht genau über was ich mich mehr ärgern sollte: Über meine Schusseligkeit, oder über diesen Ar*** von Mensch.......
Im Hostel fragte ich dann auch nach einem Verbandskasten, da das Pflaster inzwischen an seine Grenzen kam, was die Blutmenge angeht. Allerdings war auch dieser Verbandskasten nicht wesentlich besser ausgestattet. Immerhin zwei Pflaster sowie eine Menge Einmalspritzen und Kanülen beinhaltet dieser Erste-Hilfe-Kasten. Weiß der Kuckuck wofür man das in der Ersten Hilfe braucht. Mit etwas Tape, was mir ebenfalls zur Verfügung gestellt wurde, bastelte ich mir einen neuen „Druckverband“. Danach schnell ins Bett, denn in wenigen Stunden wartet ja bereits der nächste Job auf mich.

Sieben Uhr. Der Wecker klingelt. Viel zu früh! Duschen, frühstücken und es kann losgehen. Uns, also Tim und mir, ist immer noch nicht ganz klar, welcher Laden das ist und was wir machen sollen. Wie sich herausstellt ist eine Eventagentur. Zusammen mit Christian, einem Deutschen, der seit mehreren Monaten für das Unternehmen arbeitet und versucht eine dauerhafte Aufenthaltserlaubnis für Australien zu erhalten, ging es ins „Darwin Skycity Casino“. Dort sollten wir eine Ausstellung aufbauen. Zu aller erst mussten aber schwarze Panels, die die Wände bilden, drei Etagen nach oben getragen werden. Unser Job. Anstrengend aber ok. Nachdem dann alle oben sind, müssen ein paar wieder runter. Unten angekommen sollen dann zwei wieder rauf. Gar nicht so schlimm, es wird ja schließlich bezahlt. Neben den Panelen müssen dann auch noch kleine Schränke und Barhocker in die dritte Etage. Dafür nehmen wir dann aber doch den Aufzug. Alles noch sauber machen und nach 5 Stunden ist dann auch Schluss. Am Samstag dürfen wir den Kram dann wieder abbauen und woanders wieder aufbauen. Es gibt also weiteres Geld. Zum Mittagessen soll es Nudeln mit der weißen Soße geben. Also noch schnell zum Coles. Auf der anderen Straßenseite ist übrigens auch das Restaurant von meinem türkischen „Freund“. Da ich noch Geld für die 4,5h kriege, statte ich ihm noch einen Besuch ab. Ich entschuldige mich nochmal dafür, dass das am Vortag so blöd gelaufen ist, was ihm aber ziemlich ist egal, und frage nach meinem Geld. Er unterhält sich kurz mit seinem Partner und sagt, dass es nur Dienstags Geld gibt. Alles klar, dann komme ich am Dienstag wieder, lautet meine Antwort. Ich versuche mich betont höflich zu verabschieden und verlasse durch den Essensraum das Restaurant, als er mich fragt, ob ich heute arbeiten könne. Ich verneine, dass das wegen dem Finger nicht möglich sei. (Das ich absolut, und ich meine wirklich absolut keinen Bock mehr habe für ihn zu arbeiten, muss er ja nicht wissen. Bekomme ja schließlich noch Geld von ihm.) Er nimmt sich seinen Taschenrechner, tippt ein paar Zahlen ein, geht zu Kasse und gibt mir 60AUD. Ach auf einmal ist schon wieder Dienstag. Wie die Zeit vergeht. Ich bedanke mich und gehe...Der Rest des Tages wird am Pool verbracht.

4 Kommentare:

  1. Hallo Oliver,
    ich bin begeistert was sich in einer Woche so alles auf Deiner Internetseite angesammelt hat. Auch wenn es nur 1 (in Worten "ein") Foto ist. Aber das ist ja wohl der absolute Knaller. Ollimänchen im orientalischem Outfit. Ist in Australien Karneval im Juni? Und was so ein Foto doch für Emotionen auslösen kann. Tolle Kommentare von Deinen Lesern die sich vor l....n den Bauch halten. Allein dieses Foto ist es wert, dass Du diesen extravaganten Job gemacht hast. Aber noch mehr sind Novaesialisa, Rheinradler, Susi und HaJüLe sicher von Deinem Job als Tellerwäscher begeistert. Sie fühlen sich in die gute, alte Zeit zurück versetzt und kommen ins schwärmen. Damals auf der Rennbahn. Ansonsten ein großes Lob über den Bericht in der Spülküche, ich glaube alle, aber wirklich alle, können sich vorstellen wie dieses "Highlight" abgelaufen ist. Und immerhin kannst Du jetzt schon Berufserfahrung in 2 verschiedene Jobs (ich korrigiere mich: in 3 verschiedenen Jobs)angeben. Das erhöht doch sicher Deine Aussichten bei der Arbeitssuche. Herzliche Grüße Uvo

    AntwortenLöschen
  2. Hi Nolli, der dem die Jobs hinterjagen!

    Du hast ja schwer erfolgreich Klinken geputzt. Ich ziehe - nein nicht das rote Eimerchen, Du weißt ja, mein pE – den Hut.

    Vom Tellerwäscher zum Millionär!!!

    Du hättest Dir besser Amerika als Reiseland ausgesucht. Aber mit etwas Fleiß und Durchhaltevermögen schaffst Du das auch in Australien. Dir fehlen nur noch 74.995,5 Stunden.

    Und da das Kompetenzzentrum Wöllihausen schläft, von mir der Tipp des Tages:

    Messer, Gabel, Schere, Licht, ist für kleine Nollis nicht!

    Gruß vom Bruder der ….

    AntwortenLöschen
  3. Novaesialisa und Wibamanni12. Juni 2011 um 04:23

    Hallo Nolli,
    auch wenn der ein oder andere Mitblogger dies vermuten mögen,das Kompetenzzentrum Wöllihausen schläft natürlich nicht, ist aber stellenweise schlicht überflüssig,und hat deshalb die 24Stundenrundumdieuhrbetreuung etwas gelockert, denn Supertraumsprüche haben auch andere drauf, aber du weißt ja:Wer den Schaden hat, braucht für den Spott nicht zu sorgen!
    Ja, Olli es ist richtig auch Uvo, Hajüle, der Bruder der...und die...haben sich vor vielen, vielen Jahren die Hände blutig gespült, um den notwendigen Lebensunterhalt zu verdienen, wir alle fühlen aufrichtig mit dir. Aber immerhin war das wohl auch ein Tag, an dem du mehr eingenommen , als ausgegeben hast.
    Was uns allerdings mehr Sorge bereitet, ist dein
    Ernährunsverhalten, das scheint uns seit Martins Abreise erst im gemächlichen und jetzt im steilen Sinkflug zubefinden. Beim gelben M wirst du doch wohl nicht Dauergast werden wollen. Eine Frischmöhre ist dringend mal wieder fällig.
    In diesem Sinne Grüße grüßen dich herzlich aus Wöllihausen deine stehts um dein Wohlergehen besorgte am......

    AntwortenLöschen
  4. Lieber Oliver,
    deine Kommentareschreiber haben ja bereits alles gesagt und deine Situation treffend kommentiert. In einer Woche tut sich eben viel. Natürlich haben wir dich auch bedauert in deiner Lage, aber auch herzlich gelacht über die Kommentare von Uvo, Rheinadler und Novaesialisa. Wenn deine Jobs immer besser werden, bist du bald richtig reich und wir können dich anpumpen, wenn wir in Verlegenheit geraten. Außerdem kannst du dir dann einen Koch wie Martin leisten und dein Körper nicht wegen Einseitigkeit rebeliert und sich bei dir Mangelerscheinungen zeigen. Heute am Pfingstsonntag denken wir auch gerne an die erlebten Familienausflüge der vergangenen Jahre, wo wir alle miteinander von Wöllihausen schöne Touren gemacht haben. Jetzt werden wir uns dem Mittagessen zuwenden und lassen es uns gut schmecken und wünschen dir, das bei den vielen Jobs, die hoffentlich dir beschert werden, ein gutes Mahl gesichert ist. Bis zum nächsten Sonntag liebe Grüße und alles Gute. Opa und Oma V.

    AntwortenLöschen