Dienstag, 7. Juni 2011

Wo ist eigentlich mein Affe hin?

Kurze Überblick über die aktuelle Situation in Form eines Livetickers. Also ihr müsst euch jetzt vorstellen der läuft unten am Bildschirm so entlang :)
Immer noch stolzer Autobesitzer – Arbeitsmarktlage unverändert schlecht – Hostelpreise bleiben stabil – Zum ersten Mal seit Beginn der Reise verzeichnet meine Reisekasse Einnahmen – Wetter: Sonne pur, bei 30°C - - - Immer noch stolzer Autobesitzer – Arbeitsmarktlage unverändert sch.....

Also nun mal der Reihe nach. Sonntag habe ich mich in türkische Restaurant aufgemacht, da ich nicht auf einen Anruf warten wollte. Ich betrat den Laden und ich hatte den Einruck, dass er mich auch vergessen hatte. Ich solle Montagabend um 18 Uhr wieder kommen. Probearbeiten. Schonmal ein Erfolg. Ich entscheide dann noch ganz spontan noch einmal zum Coles zu gehen und Zutaten für Nudeln mit Thunfischsoße einzukaufen. Gemüsebrühewürfel auf Englisch heißt.....nicht verzagen, einfach das Dictionary fragen. Vegetable Stock wäre dann auch die Lösung. Jetzt beginnt die Suche nach dieser weltbekannten Nadel. Überraschenderweise war die entsprechende Zutat doch recht schnell gefunden. Wo Nudeln und Sahne stehen ist mir inzwischen bekannt. Also, kein Problem. Im Hostel schnell die anderen Zutaten zusammensuchen und auf in die Küche. Gott sei Dank ist niemand anders dort. Also muss auch keiner mir ansehen, wie ich versuche etwas zu kochen. Das Niemand da ist, entwickelt sich aber auch prompt zu einem kleinen Problem. Wie bekommt man den Gasherd ohne Feuerzeug an?! Die Einzige Möglichkeit an eins zu kommen ist, den Typen zu fragen, der neben der Küche wohnt. Und mit wohnen meine ich auch wohnen. Für diesen Zeitgenossen gibt es nun einen kleinen Exkurs. Dieser Herr mittleren Alters (irgendwas zwischen 30 und 50) soll, so sagen Gerüchte der Bruder/Cousin der Besitzerin des Hostels sein. Zimmer 22 ist sein Domizil. Er trägt eigentlich immer irgendwelche bunten, fast knielangen Hemden und eine kurze Hose. Sein Tagesablauf sieht in etwa so aus. Aufstehen, Fernseher einschalten, Laptop einschalten, vor seine Tür setzen, von wo er beide elektronischen Geräte im Blick hat, und eine oder etwas Rauchen. Von diesem Tagesablauf weicht dieses Individuum nur äußerst selten ab. Heute konnte ich beobachten, dass er auf seinem Fernseher Sport schaute (lautlos), während er sich auf seinem Laptop eine Folge „The Big Bang Theory“ anschaute. Das nenne ich mal effektives Zeitmanagement. Aktiv wird er gegen Abend zweimal. Denn dann schließt er um 22:30 die Küche und eine halbe Stunde später den Poolbereich. Diesen eher wortkargen und unfreundlichen Mitmenschen fragte ich dann also schließlich, um mal zurück zum Thema zu kommen, nach einem Feuerzeug. Schnell die einzig beiden funktionierenden Herdplatten anmachen und das Feuerzeug wieder loswerden. Nudelwasser aufsetzen, Zwiebeln schneiden, und dünsten. Dann die nächste Frage: Laut Rezept von Mama einen halben Gemüsebrühewürfel in Wasser auflösen. Meine Bemüsebrühewürfel sind aber nur fingernagelgroß. Das scheint mir etwas wenig, wahrscheinlich sind die Deutschland größer. Also mal großzügig zwei auflösen. Ich bin zwischenzeitlich etwas skeptisch, ob das was ich das koche, irgendwas mit dem zu tun hat, mit dem was ich essen möchte. Skepsis hin oder her. Thunfisch und Sahne hinzu, etwas köcheln lassen fertig. Ich muss an dieser Stelle einmal sagen, dass ich ziemlich begeistert bin von meinen „Kochkünsten“. Gut, bei diesen detaillierten Anleitungen kann man auch eigentlich nicht mehr viel falsch machen. Zu dem bereits erwähnten gibt es dann noch Tomaten, damit da wenigstens etwas dabei ist, was irgendwelche Vitamine enthält :)

Eine neue Woche beginnt. Neues Spiel, neues Glück. Zumindest beginnt sie ja schon einmal gut, denn heute Abend gehe ich schließlich Probearbeiten. Die Zeit bis dahin wird zum größten Teil am Pool totgeschlagen. Pünktlich mache ich mich mit schwarzer Hose, schwarzen Schuhen und schwarzen Socken auf den Weg. Dort angekommen ziehe ich mir besagte Kleidungstücke an. Dazu kommt dann noch das weiße „Hemd“, eine Weste, „Gürtel“ und so ein lustiger Hut. Der Chef drückt mir Flyer in die Hand und sagt ich soll sie in der Stadt verteilen, aber nicht an Backpacker. Wie gut das die halbe Stadt gefühlt aus Backpackern besteht. Ich mache mich also als Türke verkleidet auf in einer australischen Stadt, Flyer zu verteilen. Anscheinend bin ich der erste Türke, der die Straßen entlang läuft, denn so dämlich verkleidet, zieht man alle Blicke auf sich. Wohl fühlen tue ich mich nicht. Wo mein Affe sei, werde ich dann noch gefragt. Man nimmt es mit Humor und läuft nun schon die dritte Runde durch die Stadt. Die letzten 20 Flyer verteilen sich quälend langsam. Die meisten Leute haben schon einen und wollen auch keinen zweiten. Nach 90 Minuten betrete ich das Restaurant wieder. Der Chef, der auch der Koch ist, fragt mich warum ich wieder da sei? „I'm ready!“ lautet meine schlichte Antwort. Er guckt mich an, schaut in Restaurant, guckt mich wieder an und stellt mit einem seltsamen Unterton fest, dass sein Restaurant leer sei. Ist jetzt wohl also meine Schuld. Er schickt mich nach Hause und sagt zu mir, ich solle morgen um 13 Uhr wiederkommen für eine Stunde. Ich entledige mich vollkommen verschwitzt meiner „Dienstkleidung“ und bin eigentlich ziemlich froh nach Hause zu können. Allerdings habe ich vergessen ein Foto zu machen, vom Türken in mir.....Zum Tagesabschluss fahre ich ein deutsches Paar für 10 AUD zum Flughafen.

Mit diesem Dienstag beginnt nun meine siebte Woche hier in Australien und, ich nehme es mal vorweg, endet auch mein Job in dem türkischen Restaurant. Typisch deutsch und nicht ganz so typisch für mich, stehe ich kurz vor eins wieder vor meinem noch potenziellen Arbeitgeber. Aber die Türen sind zu. Ich warte bis zehn nach und schreibe einen Zettel, dass ich hier war und dass er bitte anrufen möge, wenn er einen Job für mich habe. Ich wollte ihn gerade einwerfen, da erscheint er doch. Bevor ich mich umziehe, frage ich ihn wie das Ganze den finanziell aussieht. Er sagt 15AUD und ich steige wieder in die Kleidung von gestern......Wieder mit Flyern bewaffnet, soll ich diese nun eine Stunde lang in der Einkaufsstraße unter die Leute bringen. Alles wie am Vortag; ich verteile Flyer und die Leute gaffen. Aber kann man es ihnen übel nehmen?! Eine Stunde später steh ich wieder vor der Tür, mache ein Foto und bin froh wieder in meiner Kleidung zu stecken. Der Chef sagt mir, dass er mich anrufen werde, wenn er jemanden brauche, aber diese Woche brauche er niemanden mehr.
Wehe es lacht jemand :)
Ich frage ihn, nach meinen Geld, was ich nach kurzer Diskussion auch bekomme. 35AUD für 2,5 Stunden. Das sind zwar nur 14AUD/Stunde, aber das ist mir relativ egal in diesem Moment. Ich verabschiede mich, gehe zurück zum Hostel und springe in den Pool. Ein tolles Gefühl. Mein Zimmergenosse hat heute 600AUD bekommen. Für die letzten vier Tage....Immerhin habe ich in den letzten 24 Stunden mehr Geld verdient als ausgegeben.

4 Kommentare:

  1. Novaesialisa und Wibamanni8. Juni 2011 um 02:34

    Hallo Nolli,
    endlich ist auch das Kompetenzzentrum Wöllihausen zurück aus dem outback (Rheinsteig) und kann dich wieder ungefragt und so gut wie "just in time" mit super Ratschlägen,Tipps und Lebensweisheiten versorgen.
    Wir mussten uns aber während unserer Abwesenheit Gott sei Dank keine Gedanken machen,denn auch der dolle Onkel, Oma und Opa V.,BePiSuMa,Uvo, Hajüle und ganz neu eingestiegen auch der Rheinradler haben dich moralisch super unterstützt. Und diesmal kann auch von uns nur die Parole kommen: durchhalten, durchhalten....
    Nach Regen folgt Sonnenschein :-), na, den Spruch hatte noch keiner. Das beste aber ist, Olli, er ist wahr!!! So, und nun muß ich uns schon leider wieder abmelden, denn ich muß in die Chinesischstunde. Zaijian,Olli. Mingtian jian.Liebe Grüße von der....

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  2. Hallöchen,

    dein Bericht über deine Kochkünste war wirklich sehr amüsant und nunja deine "Arbeitskleidung" sieht schon sehr lustig aus. Da bin ich aber froh, dass ich künftig bei meinem Arbeitgeber nicht verkleidet aufkreuzen muss. Ich kann im Garten übrigens gerade zwei "wilde" Eichhörnchen beobachten ;)
    Gut, weiterhin viel Erfolg bei der Jobsuche usw. Ähnlich wie Novaesialisa muss ich jetzt noch etwas lernen. Zwar kein Chinesisch, aber Mathe. Manch einem mag das wie Chinesisch vorkommen ;)

    LG Cornelia

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  3. Hey;-)

    da muss ich deiner liebsten Schwester wohl zustimmen, der Bericht war wirklich amüsant, aber am besten hat mit immer noch das Foto von dir mit dem Türken in dir gefallen...
    Also für uns Leser ist deine Jobsuche natürlich sehr interessant und spannend zu lesen.
    Ich drücker dir aber natürlich noch die Daumen, dass du demnächst auch so viel Erfolg hast, wie dein Zimmergenosse...
    Liebste Grüße aus good old Germany

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  4. Hi Nolli, der mit dem Spiegel kokettiert!

    Mein erster Gedanke war ja … der mit dem roten Eimerchen auf dem Kopf. Aber in Anbetracht Deiner Bildunterschrift und meinem pE *1) habe ich selbstverständlich nicht … der mit dem roten Eimerchen auf dem Kopf geschrieben. Nein, das mache ich nicht. Ich habe … der mit dem roten Eimerchen auf dem Kopf aus meinem Hirn gecancelt, damit auch nicht versehentlich … der mit dem roten Eimerchen auf dem Kopf über den Bildschirm huscht. Der Gedanke… der mit dem roten Eimerchen auf dem Kopf hat es sozusagen nie gegeben und wird es auch nie geben. Darauf hat der mit dem roten Eimerchen auf dem Kopf beim roten Eimerchen auf seinem Kopf mein Wort.

    Dein Liveticker am Anfang ist eine geniale Idee. Sozusagen der Aperitif für den folgenden Bericht. Den solltest Du beibehalten. Nur an der Genauigkeit musst Du noch arbeiten. Ich erlaube mir mal die Verbesserung und Ergänzung:

    Immer noch stolzer Autobesitzer – Arbeitsmarktlage LEICHT VERBESSERT – Hostelpreise bleiben stabil – DURCH DIE STADT FLANIEREN / AUD KASSIEREN Zum ersten Mal seit Beginn der Reise verzeichnet meine Reisekasse Einnahmen – AUF DEM WEG ZUM STERNEKOCH - Wetter: Sonne pur, bei 30°C - - - Immer noch stolzer Autobesitzer –

    Bist Du noch aktiv auf der Suche nach einer WWOOF-Stelle? Womit hat Dein Zimmergenosse sein Geld verdient?

    Grüße vom Bruder der …

    *1) pE: persönlicher Ehrenkodex

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